Antwort auf die Eingabe der Bürgerinitiative vom 14.12.23 - 18.01.2024
Eingabe 21-6560 vom 13.02.2023, Ausschuss für Mobilität und Wirtschaft
Antwort vom Eingabenausschuss vom 16.02.2023 zur Eingabe vom 28.11.2022
Eingabe vom 28.11.2022 zum Umbau der Rodigalle von Herrn C.Paulsen
Eingabe an die Bürgerschaft am 30.11.2022
Umbau des Straßenzuges RODIGALLEE/Jüthornstraße:
Skizzen und Anmerkungen zur Nutzung des Straßenraumes auf der Basis der straßenverkehrstechnischen Planung des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer Hamburg (LSBG) sowie weitere Auswirkungen und Fakten
zur Skizze 1 - IST-Zustand:
Die Rodigallee ist zusammen mit dem kurzen, östlichen Teil der Jüthornstraße - abgesehen von Spitzenbelastungszeiten an den Kreuzungen - eine funktionierende, durchlässige Straße. Sie ist eine "Hauptverkehrsstraße“ im Sinne des „Kriterienrasters" der damaligen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt von 2005. Der Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung hat beide Straßen zuletzt am 4.2.2021 in der Liste „Netz der Hauptverkehrsstraßen in Wandsbek“ aufgeführt.
Fußgänger und Radfahrer sind getrennt vom motorisierten Verkehr, ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) und MIV (motorisierter Individualverkehr) und können die Straße flexibel nutzen. Es gibt nur gestrichelte Linien. Rettungsfahrzeuge gelangen schnell zur Asklepios Klinik und wieder zurück zu ihren Standorten, die weiteren Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr zu ihren Zielen. Zum Abstellen der Mülltonnen gibt es Abstellstreifen, Fahrzeuge dürfen grundsätzlich auf der Straße (teilw. eingeschränkt) abgestellt werden. Dazu zählen auch Baufahrzeuge, ständig wird irgendwo auf den mehr als 200 Grundstücken entlang der Rodigallee gebaut. Vor drei Jahren wurde der Straßenzug Schimmelmannstraße (Ost)/Kuehnstraße als Fahrradstraße in Richtung Jenfeld sehr gut ausgebaut und als solche benannt.
Die Anwohner dürfen links zu ihren Grundstücken abbiegen, bzw. nach links in die Straße einfahren. Im Prinzip ist es eine Win-Win-Situation für alle Nutzer; die mehr als 1.650 Anlieger sowie Tausende von Bewohnern in den angrenzenden Gebieten sind zufrieden; die Wirtschaftsbetriebe (darunter Großfirmen wie Nestlé und Ohly/Deutsche Hefewerke), auch in der weiteren Umgebung, sind gut erreichbar und können Handel und Wandel treiben, Besucher, Pflege- und Lieferdienste sowie Möbeltransporteure finden immer irgendwo einen Parkplatz. Die Pendler gelangen schnell zu ihren Arbeitsplätzen. Der Verkehr auf der A 1 kann störungsfrei am A 24-Abbieger vorbeifließen.
zur Skizze 2 - Planung:
Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer Hamburg (LSBG) hat in diesem Jahr bezüglich des Umbaus der Rodigallee sehr detaillierte Unterlagen (Erläuterungen und Pläne) zur straßenverkehrstechnischen Planung (sog. 1. und 2. Verschickung) vorgelegt. Durch die darin enthaltene Detailtiefe wird eine erhebliche Planungsgenauigkeit zu suggerieren versucht, um so über große Defizite hinwegzutäuschen. In Wahrheit ist es eine Scheingenauigkeit. Die Unterlagen sind bewusst darauf angelegt, Entscheidungen durch die politischen Gremien in der vorbestimmten Richtung herbeizuführen. Dieses wird durch falsche (überholte) Behauptungen, Weglassen von Fakten, Unterlassen von vorlaufenden verkehrlichen Erhebungen oder minimierter Darstellung von für das Vorhaben unpassenden, aber entscheidungsrelevanten Tatsachen zu erreichen versucht. So wird als Begründung für die Sanierung angegeben, dass die Fahrbahndecke im westlichen Teil völlig marode sei. Dies Behauptung trifft hier nicht mehr zu, weil die Fahrspuren Ende 2017 neu hergestellt wurden und völlig intakt sind.
Die übrigen Fahrbahndecken sind älter, aber funktionsfähig.
Das asphaltierte Straßenniveau wird auf der Südseite um 2 auf ca. 15 Meter erweitert, d.h. die Asphaltschneise wird zugunsten der Fahrradwege breiter. Dadurch rückt der gesamte Verkehr hier ca. vier Meter näher an die anliegenden Grundstücke heran. Die Planungsunterlage spricht zynischerweise von einer „Steigerung der Aufenthaltsqualität“.
An sechs Haltepunkten müssen die sechs Buslinien den Fahrradweg kreuzen, an sechs weiteren Punkten halten die Busse auf dem Fahrradweg. Die Radfahrer müssen, sehr wahrscheinlich oftmals eingeklemmt zwischen zwei Bussen, anhalten.
Stadteinwärts ist eine separate Busspur geplant, die voraussehbar auch Rettungswagen, Polizei und Feuerwehr nutzen werden. Die zweite Spur ist für den MIV vorgesehen, einschließlich Müllabfuhr.
Stadtauswärts sollen ALLE VERKEHRE auf einer einzigen Spur verlaufen: sechs Buslinien, MIV, Rettungswagen, Polizei, Feuerwehr und Müllfahrzeuge. Zwei bis vier Mal wöchentlich wird Müll abgefahren. Das heißt, dass auf der gesamten Strecke (2 x 3,3 km) aufgrund der durchgezogenen Fahrbahnmarkierungen ALLE Verkehrsteilnehmer (außer Bussen stadteinwärts) hinter den Müllfahrzeugen warten müssen, ein Passieren ist verboten. Die jeweilige Leerung dauert länger und birgt größere Gefahrenquellen als bisher, weil der Müllwerker die Fahrradspur überqueren muss, stadteinwärts zusätzlich die Busspur.
Abstellflächen für Mülltonnen am Straßenrand entfallen ersatzlos.
Für die unmittelbaren Anwohner der Rodigallee bleibt ein weiterer Punkt, der eine massive Beeinträchtigung enthält, in der Planungsunterlage nahezu unerwähnt: die einzelnen Fahrspuren weisen durchgezogene Linien auf, also darf von den an der Rodigallee liegenden Grundstücken weder links abgebogen noch von der Straße links eingebogen werden. Dies bedeutet, dass man zunächst Umwege fahren muss, um regelkonform vom/auf das Grundstück abzufahren/zu gelangen. Das ist täglich auf einer Strecke von zweimal 3,3 Kilometern mit Hunderten oder gar Tausenden von unnötigen Abbiege- und Kehrvorgängen, sehr wahrscheinlich in den engen Seitenstraßen, verbunden; es wird zusätzlicher Verkehr mit Gefahrenpotential generiert. Weiter fällt wegen der durchgezogenen Linien die bisher vorhandene Flexibilität im Verkehrsfluss weg.
In den Planungsunterlagen fällt auf, dass das Linksabbiegen von der Rodigallee in die wenigen Seitenstraßen stark beschränkt wird. So gibt es stadteinwärts an drei von sieben Abbiegemöglichkeiten keine separate Spur für Linksabbieger. Dieses sind die Straßen Kielmannseggstraße, Osterkamp und Denksteinweg. Die beiden erstgenannten Straßen führen in das südöstliche Marienthal hinein, wo mehrere tausend Menschen wohnen.
Ein einziger Linksabbieger wird den gesamten Verkehr in der MIV-Spur zum Anhalten bringen. Unter den Abbiegern werden auch viele Anwohner der Rodigallee sein, die wenden müssen, um zu ihren Grundstücken zu gelangen. Die Busse haben eine eigene Spur.
Stadtauswärts gibt es in acht von neun Fällen eine Linksabbiegespur in die Seitenstraßen. Die Busse haben in diese Richtung keine eigene Spur und können so zügiger an den Linksabbiegern vorbeigeleitet werden.
Zurzeit bestehen beidseitig auf der gesamten Strecke gemäß Planungsunterlage 258 Parkstände. Hinzu kommen Hunderte von teils temporären Abstellmöglichkeiten auf der Straßenfläche. Geplant sind nur noch 35 Parkstände und 18 kleinere Lieferzonen. Die Anzahl der Parkstände reduziert sich um rd. 86% (ohne Lieferzonen; aktualisierte Zahlen gemäß Auskunft des LSBG vom 17.1.2023).
Da die Fahrradspuren auf das Straßenniveau verlegt werden, entfallen die Abstellmöglichkeiten auf der Straße ersatzlos. Davon sind auch Handwerker- und Baufahrzeuge betroffen.
Die Planung geht davon aus, dass „für die Anlieger auf der Südseite ausreichende Stellplätze auf deren Grundstücken verfügbar sind“ und deshalb „auf die Ausweisung von Parkständen im öffentlichen Raum auf der Südseite der Rodigallee verzichtet“ wird.
Tatsache ist, dass nur wenige Grundstücke Platz für Besucher, Anlieferungen usw. haben. Die geplanten, viel zu kleinen Lieferzonen reichen bei weitem nicht aus.
Öffentliche Ladepunkte für die E-Auto-Infrastruktur sind nicht vorgesehen.
Es ist zu erwarten, dass die vorstehend geschilderten massiven Verkehrsbeeinträchtigungen bei Anwohnern zu gesundheitlichen Schäden führen werden, insbesondere zu Atemproblemen und Stress durch Dauerstaus und durch Lärm aus den Sirenen der täglich zig-Mal zum AK Wandsbek fahrenden Rettungswagen, die sich künftig einen Weg durch den stehenden Verkehr bahnen müssen.
Aufgrund des Wegfalls von Parkständen und der Möglichkeit, temporär auf der Straße zu parken, werden bspw. Besuche von Verwandten und Freunden, die auf das Auto angewiesen sind, sowie von Pflege- und Lieferdiensten (z. B. Lebensmittel) kaum noch durchführbar sein. Vereinsamung und Unterversorgung sind die Folge.
Dreißig größtenteils ausgewachsene Bäume sollen gefällt werden.
Wegen der Tieferlegung der Fahrradspur auf Straßenniveau stadtauswärts muss der Boden um die vielen alten Alleebäume ausgekoffert (=aufgenommen) werden. Damit einher geht die unvermeidliche, massive Verletzung der Baumwurzeln. Ein weiterer Baumverlust ist zu befürchten.
Verkehrszählungen wurden nur sehr unzureichend oder überhaupt nicht durchgeführt. Es wurden ausschließlich für den MIV Zählungen in 2017 (zweimal) und einmal in 2020 während des Lockdowns durchgeführt. „Daten aus Zählungen zu weiteren Verkehrsteilnehmern (Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV) liegen nicht vor.“ (Zitat aus der Planungsunterlage).
Die fast parallel zu Rodigallee verlaufende, neue Fahrradstraße Schimmelmannstraße (Ost)/Kuehnstraße in Richtung Jenfeld wird in den Planungsunterlagen nicht erwähnt.
Eine rechtlich vorgeschriebene Bürgerbeteiligung fand bisher nicht statt!
Während der erstmaligen Beteiligung der Bezirksversammlung des Bezirksamtes Wandsbek (Fachausschuss Mobilität und Wirtschaft) am 22.9.2022 erklärte der Vertreter der Planungsbehörde auf die entsprechenden Fragen von Abgeordneten
u. A. Folgendes;
Die Bürgerbeteiligung sei „vergessen“ worden.
Die weitaus größten Anlieger der Trasse Rodigallee/Jüthornstraße (die Asklepios Klinik Wandsbek, die Helmut-Schmidt-Universität und das Einkaufszentrum Jenfeld) wurden nicht informiert/beteiligt.
Die Umbaumaßnahme wurde mit einem Kostenvolumen von 51 Mio. € veranschlagt. Davon sind bereits bereits 11 Mio. € für die Planung ausgegeben worden. (Anmerkung d. Verf.: für diesen Betrag wurden zwei je ca. 40seitige Berichte mit fünf dazugehörigen Plänen erstellt.) Die veranschlagte Summe dürfte angesichts der aktuellen Kostensteigerungen nicht auskömmlich sein.
Anmerkungen zum Bauablauf:
Geplant ist, an drei Stellen gleichzeitig mit dem Umbau zu beginnen:
1. ab Holstenhofweg Richtung Innenstadt
2. ab Holstenhofweg Richtung Jenfeld
3. ab Schiffbeker Weg Richtung Barsbüttel
Anmerkungen zur Bauzeit (angekündigt von 2023 bis 2025):
ZEITGLEICH mit dem Umbau der Rodigallee gibt es in unmittelbarer räumlicher Nähe (ca. 300 m bis 1 km) fünf große verkehrliche Infrastrukturmaßnahmen:
S 4: im Zuge des S 4-Neubaus wird die Strecke für Nahverkehrszüge gesperrt und der dann nötige Schienenersatzverkehr für mehrere Jahre mit Bussen u. a. über die Rodigallee abgeleitet.
Die Straßenüberführung am Holstenhofweg wird abgerissen und ersetzt. Diese Brücke stellt eine stark befahrene Nord-/Südverkehrsachse dar. Die Eisenbahnüberführung Bovestraße wird auf 24,9 Meter verbreitert. Auch hier ist mit starken Verkehrsbeschränkungen oder Sperrungen zu rechnen. Die Eisenbahnüberführungen Tonndorfer Hauptstraße und Sonnenweg (Verlängerung der Jenfelder Allee) werden abgerissen und ersetzt.
U 4: der östliche Teil der Manshardtstraße wird ab 2024 gesperrt für den Bau einer Abstellanlage für U-Bahnzüge in offener Bauweise. Über die Strecke Holstenhofweg/Dannerallee/Manshardtstraße kann dann kein Verkehr zum/vom Schiffbeker Weg/A 24 abfließen.5
Weitere Fakten:
Die Asklepios Klinik Wandsbek dient als Versorgungszentrum für 400.000 Menschen. Gesamtpersonal rd. 1.000 Mitarbeitende; stationäre Fallzahl rd. 20.500; ambulante Fallzahl rd. 39.000 (Quelle: Asklepios Klinik, Stand 2018)
Die Helmut-Schmidt-Universität hat 995 Beschäftigte und rd. 2.500 Studierende (Quelle: HSU, Stand 2021).
Die Rodigallee wurde im Jahr 1947 nach Erich Wasa Rodig (1869-1940), dem ehemaligen parteilosen Oberbürgermeister (1913-1931) der damaligen Stadt Wandsbek benannt. Dieser setzte sich in vorausschauender, herausragender Weise
für die Belange der Stadt und ihrer Bürger ein. Er wurde deshalb 1931 zum Ehrenbürger ernannt.
FAZIT:
Jeglicher Baubeginn ab 2023 muss verhindert werden, da ansonsten ACHT große Bauvorhaben mit massiven Auswirkungen auf die Verkehrsinfrastruktur gleichzeitig stattfinden. Der Verkehrskollaps im Hamburger Osten wäre vorprogrammiert.
Die Bürger sitzen in der MAUSEFALLE.
Die Vierspurigkeit muss auf jeden Fall erhalten bleiben.
Den Anwohnern und Nutzern wird ein Maximum an Beschwernissen auferlegt. Weit über 6.200 Menschen haben sich bisher in einer Petition gegen den Umbau der Rodigallee ausgesprochen.
Es gibt beispielhaft weitere kritische Aspekte, die hier nicht dargestellt wurden:
Prüfung der Rechtmäßigkeit der Umbaumaßnahme;
negative Folgen für die Entwicklung der Metropolregion (z. B. für Pendler
und Wirtschaftsverkehr);
Beeinträchtigungen des Verkehrsflusses auf den Autobahnen A 1/A 24;
- fehlende Berücksichtigung der Interessen von wirtschaftlich Handelnden im Hamburger Osten.
Anmerkung:
dringend sanierungsbedürftig sind allerdings die Fuß- und Radwege in der mittleren und östlichen Rodigallee.
Quellen:
Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt:
Hauptverkehrsstraßen in Hamburg - Kriterienraster als Entscheidungsgrundlage – (2005)
Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung:
„Netz der Hauptverkehrsstraßen in Wandsbek“ (2021)
Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer Hamburg (LSBG):
Straßenverkehrstechnische Planung 1. Verschickung Erhaltungsmanagementsystem für Hamburgs Straßen (EMS-HH) 12927, 13185
Rodigallee (westlich Knoten Jenfelder Allee/ Schiffbeker Weg bis östlich Knoten Öjendorfer Damm) mit zwei Plänen;
Straßenverkehrstechnische Planung 2. Verschickung Erhaltungsmanagementsystem für Hamburgs Straßen (EMS-HH) 12782, 13215, 12783
Jüthornstraße (östlich Knoten Bovestraße) und Rodigallee (bis westlich Knoten Jenfelder Allee, Schiffbeker Weg) mit drei Plänen (2022)
Deutsche Bundesbahn (Flyer):
S 4 geht los!
Bauabschnitt 1 Hamburg-Hasselbrook– Luetkensallee;
Planfeststellungsabschnitt 2 Luetkensallee–Landesgrenze Hamburg/Schleswig-Holstein (beide 2022)
Hochbahn Hamburg (Flyer):
Verlängerung der U 4 auf die Horner Geest - Informationen zum Bauprojekt (2022)
R. Gohdes Januar 2023
Mitglied der Bürgerinitiative (BI) "Rettet die Rodigallee"